Camp Canada

Die ersten 10 Tage verbrachte ich zusammen mit Flora aus Österreich bei Bob und Gail, unserer ersten Gastfamilie. Sie zeigten uns in dieser Zeit Petrolia, der erste Ort, an dem in Kanada Öl gefunden wurde. Viele der Ausflüge machten wir zusammen mit einer anderen Gastfamilie und besuchten Alpakas, Bisons, gingen baden an den großen Seen und bekamen eine persönliche Führung in den vielen Öl-Museen.
Das erste was mir in Kanada aufgefallen ist, war, dass alle Menschen, die wir getroffen haben, immer nett und offen waren und sich alle für uns als Europäer interessierten und uns häufig auch beschenkten.
In der zweiten Gastfamilie war ich zusammen mit einer Polin. Obwohl unsere Gasteltern schon ziemlich alt waren, haben sie mit uns viel unternommen und waren generell sehr aktiv. Hier haben wir Quilten gelernt, haben Bootstouren mit ihrem eigenen Boot gemacht, sind zum südlichsten Punkt Kanadas (Point Pelee) gewandert und haben ein Gewächshaus besichtigt. Dort durften wir sogar die Tomaten direkt von der Pflanze pflücken und essen, unter anderem, da in Kanada Pestizide verboten sind.
Im Camp waren wir neun Jugendliche aus Finnland, Ungarn, Polen, Italien, Kanada und Österreich und unser Hobby auf den langen Autofahrten war, Musik aus allen Ländern zu hören, wobei die Finnische und die Polnische besonders beliebt war. Aber auch das deutsche Jodeln wurde mit viel Freude nachgemacht.

Die Ausflüge im Camp waren allesamt ein Höhepunkt. Als erstes natürlich die Niagara-Fälle, aber auch eine Musik-Show aus den 70ern, eine Ranch mit Reitausflug und der Besuch in einem Koch College haben sehr viel Spaß gemacht und wir haben ziemlich viele unglaublich nette Leute getroffen. Die Mahlzeiten wurden immer von einem der Lions Clubs bereitgestellt. Besonders stolz waren die Kanadier auf ihren Maple Syrup, den man praktisch überall finden konnte.
Das Autofahren ist das wichtigste Verkehrsmittel in Kanada und aufgrund des großen Landes ist eine Stunde Fahrt eine kurze Strecke. Es gab in unserer Umgebung nur einen Schnellzug, der nach Toronto gefahren ist und so schnell war, wie unser Regionalverkehr. Für ein paar der Kanadier vom Camp war es das erste Mal, dass sie überhaupt Zug gefahren sind. 
Auch über Kreisel wurde diskutiert, da sie eine neue Erfindung waren und viele unsicher wurden, wenn sie einen gesehen haben; in welche Richtung sollte man jetzt einfahren? Im Gegensatz dazu waren meine Gasteltern ganz verblüfft, dass es in Deutschland keinen Cranberry-Saft gibt.
Obwohl Deutschland und Kanada ziemlich ähnlich sind und Kanada einfach sehr viel größer ist, kam es ab und zu zu lustigen Diskussionen, da normale Dinge plötzlich zu einem Abenteuer wurden.