Das Rheinland - die Wiege des Lionismus in Deutschland
Autor: PDG Dieter Bergener
Die Geschichte der Lions ist schnelllebig und rasch wird vergessen,
wie alles entstand. Daher sei es erlaubt an dieser Stelle einen
Rückblick auf die Geschichte des aufgrund seiner stürmischen
Entwicklung inzwischen geteilten Distrikts R (Rheinland) zu erstellen.
Die Entwicklung des Distriktes Rheinland ist eng verzahnt mit der
historisch bedeutsamen Entstehung des Deutschen Lionismus, dessen
Geburtsstunde 1951 mitten im Rheinland schlug. Denn es war die
Gründung des Lions Clubs Düsseldorf, der die vermutlich
außergewöhnlichste Entstehungsgeschichte eines nationalen
Lionsdistriktes markiert. Nirgends auf der Welt ist je eine
Lionsnation in Trümmern geboren und aus Ruinen erstanden, so wie nach
dem 2. Weltkrieg hier im rheinländischen Düsseldorf. Mit lionistischer
Hilfe wurde viel Mut bewiesen, die Beziehungen vor allem zu Amerika,
aber auch zu den europäischen Nachbarn zu normalisieren. Kein leichter
Weg, denn an dem vornehmlich US‐amerikanisch geprägten humanitären
Gedankengut von Lions waren Zweifel damals unausweichlich.
Aber es gelang: Am 05.12.1951 schlug in Düsseldorf nach Monaten
intensiven, teils sensibelsten Gründungsbemühungen die Geburtsstunde
des Deutschen Lionismus. Der Schweizer Lions Club Zürich stand Pate.
Mit dessen Unterstützung hatte Dr. Theo Kreuz ausdauernd, geduldig und
überzeugend eine Zukunft mit Lions als unsere große Chance vermitteln
können. Folgerichtig wurde ihm als Gründungspräsidenten persönlich aus
den Händen des angereisten Weltpräsidenten Harald P. Nutter am
27.02.1952 die Gründungsurkunde überreicht. Dr. Theo Kreuz übernahm
zusätzlich für die ersten drei Jahre das Amt des Distrikt‐Governors.
Er gilt als Initiator der deutschen Lionsbewegung.
Dem LC Düsseldorf waren nach seiner Gründung bald weitere Clubs
in Stuttgart (1952) und München (1953) gefolgt, was 1953 zur Ernennung
Deutschlands als Multi Distrikt 111 führte. Mit gewaltigen Schritten
entstanden nun immer mehr Lions Clubs, 1961 waren es bereits 160.
Einzeldistrikte wurden gegründet und im Lionsjahr 1965/66 entstand aus
damals 5 Distrikten unter anderem auch der Distrikt Rheinland. Er
wurde einer von nunmehr 7 Distrikten mit einem „Startkapital“ von 32
Clubs. In den Folgejahren entwickelte sich dieser Distrikt so rasant,
dass im Lionsjahr 1979/80 im Zuge einer erneuten Umstrukturierung des
MD 111 den neu entstandenen Distrikten WL und WR Teile abgegeben und
die noch heute geltenden Distrikt‐Außengrenzen neu festgelegt wurden.
Heute ist der Distrikt R geteilt. Wäre er ungeteilt käme die Zahl von
149 Clubs zusammen mit über 5.000 Lions zusammen.
„Wir dienen“ sind im Rheinland keine leeren Worte. Mehr als 65
Millionen € und geldwerte Sachleistungen sind bisher (2009) in
humanitäre Projekte im In‐ und Ausland geflossen. Es begann 1956 mit
dem LC Düsseldorf, als nach dem Ungarn‐Aufstand die Aufnahme und
Integration von Flüchtlingen aus dem Donau‐Staat organisiert und
finanziert wurde. Es wurden Sommerferienlager für behinderte Kinder
organisiert, internationale Jugendprojekte vor allem in den
unterentwickelten Ländern, umfangreiche Hilfsgüterkonvois nach
Rumänien, kostenlose Operationen in Krankenhäusern der Ostblocks und
der Dritten Welt. es wurde der Neubau der Küche im Friedensdorf in
Oberhausen mit 100.000,‐ DM finanziert, jahrelange Unterbringung von
zahlreichen brasilianischen Waisenkindern in Waisenhäusern von Sao
Paulo organisiert oder auch Segeltörns für behinderte Kinder
durchgeführt. In einer außergewöhnlichen Aktion wurden von 2 Lions
Clubs unseres Distriktes zusammen mit der Ehefrau des damaligen
Staatspräsidenten der Tschechoslowakei 800.000,‐ DM für jene
behinderte Kinder in Tschechien zur Verfügung gestellt, die im
Sozialismus keine Beachtung gefunden hatten.
Mit einer großartigen Distrikt‐Activity konnte 2001 der Neubau
einer Augenklinik in Lusaka/Sambia finanziert und übergeben werden, in
der bis heute mehr als 7.000 ehemals blinde Menschen ihr Augenlicht
durch eine Katarakt‐Operationen wiedererlangten. Nicht vergessen
werden darf die beispielhafte Einrichtung der Lions‐ Hornhautbank an
der Heinrich‐Heine‐Universität in Düsseldorf, mit deren Hilfe seit
1994 weit über 5.000 Hornhaut‐Transplantationen zur Rettung des
Augenlichts durchgeführt werden konnten. ‐ Und als es für den dringend
erforderlichen Aufbau einer Knochenmark‐Spenderdatei in Tübingen an
Mitteln fehlte, wurde in der Kölner Philharmonie auf Initiative eines
einzelnen Lions unter Einbindung der Lions Clubs der Kölner Region ein
großes Konzert mit dem jugendlichen Violin‐Star, Sophie Moser,
durchgeführt. 75.000,‐ DM waren der Erlös.
Auch das gibt es im
Rheinland: Als der Distrikt seine Clubs um Spenden für den Aufbau
einer Augenklinik in Kotagiri/Indien bat, übernahm spontan ein
Lionsfreund des LC Köln Albertus Magnus die gesamten Kosten allein mit
der Begründung: „Das Leben hat es so gut mit mir gemeint, da ist das
nur ein kleines Dankeschön“.
Dies sind nur einige Beispiele der unzähligen vorbildlichen
Hilfsaktivitäten Rheinländischer Lions, und mit zunehmender Anzahl
neuer Lions Clubs wird unser humanitärer Beitrag auch künftig einen
beträchtlichen Stellenwert haben.
Aber auch Kuriositäten finden sich im Distrikt‐Leben wieder. Als 1984
die MDV in Köln stattfand, sollte der Stadt ein besonderes Geschenk
gemacht werden: Eine Stele! 62 Tonnen schwer, 10 m hoch, aus
portugiesischem Granit vom weltberühmtem Bildhauer und Lionsfreund
Mack ehrenamtlich geschaffen. Sie fand ihre endgültige Bleibe auf dem
geschichtsträchtigen Roncalliplatz im Schatten des Doms. Aber: Das
ohne Ermächtigung des Governorrates handelnde „Dreier‐Komitee“ hatte
die Kosten sträflichst unterschätzt. Die Stele war unbezahlbar, ein
Skandal! Nach langen kontroversen Diskussionen entschieden sich die
deutschen Lions auf ihrer MDV 1986 in Stuttgart schließlich, das
Problem durch Clubspenden aus der Welt zu schaffen und die
„Himmelssäule“ endlich zu einer stolzen Lions‐Stele werden zu lassen.
– Zum Programm bei einem Besuch von Lions in Köln gehört daher auch
der Besuch „unsere“ Stele!
Was aber wäre ein rheinländischer Distrikt ohne Damen als Lions?
1986/87 hatte der Weltkongreß in Taipeh die Lions‐Organisation für
Damen geöffnet und folglich umgehend auch das Interesse vieler
Rheinländerinnen geweckt. Am schnellsten war ein Gründerinnenkreis in
Moers, der am 22. Mai 1990 den ersten Damenclub im Distrikt R aus der
Taufe hob. Fast hätten wir damit nach dem ersten deutschen
Männer‐Lions Club auch den ersten deutschen Damen‐Lions Club verkünden
können. Aber im Distrikt 111 N war man mit dem LC Alveslohe um wenige
Wochen schneller. Bis heute stellen die Damen im Rheinland 10% der
Lions und sind damit bis auf weiteres deutlich unterrepräsentiert.
Der Distrikt R erlebte seinen bisher außergewöhnlichsten Höhepunkt
2002 mit den internationalen Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen
der Deutschen Lions in Düsseldorf. Der Distrikt hatte zusammen mit dem
LC Düsseldorf in die Rheinmetropole eingeladen und die Lionswelt mit
dem Internationalen Präsidenten an der Spitze war gekommen.
Bundespräsident Lions‐Ehrenmitglied Johannes Rau erschien persönlich
für ein Grußwort an die Deutschen Lions und LF Prof. Kurt Biedenkopf,
Mitglied des LC Düsseldorf, hielt eine viel beachtete Festrede. Mit
der Übergabe eines Millionenschecks an das Friedensdorf in Oberhausen
wurde dessen „Revitalisierung“ als die bis heute größte nationale
Activity der Deutschen Lions von hier aus eingeleitet.
Auch bei der Völkerverständigung schreibt dieser Distrikt
Lionsgeschichte. Im Zuge der historischen Annäherung Adenauers an
Frankreich haben rheinländische Lions Clubs seit 1955 insgesamt 26
Jumelagen mit französischen, 19 mit belgischen und acht mit
holländischen Lions Clubs geschlossen. Mit den benachbarten MD’s
Holland und Belgien bestehen darüber hinaus Distrikt‐Jumelagen. Ein
außergewöhnliches Beispiel gelebter Völkerverständigung ist der erste
und bisher einzige trinationale Lions Club! Deutsche, belgische und
holländische Lionsfreunde gründeten in einem bisher einmaligen und
denkwürdigen Gründungsprozess am 23. Mai 2001 den Lions Club Euregio Maas‐Rhein.
In der Geschichte des Distriktes Rheinland haben selbstverständlich
auch die Leos ihren Platz. Am 18. 10.1974 wurde der Leo Club Aachen
als erster im Distrkt gegründet. Mit heute 15 Leo Clubs ist der
Distrikt R einer der stärksten deutschen Leo‐Distrikte. Die Leo‘s
engagieren sich auf beispielhafte Weise in allen hilfsbedürftigen
Bereichen und werden gern auch als „Glücksfall für die Lions“
bezeichnet. Es ist angeraten, dass sich die Lions der Existenz dieser
einmaligen Nachwuchssubstanz stärker bewußt werden. Dies umso mehr,
als mit der Aufnahmeentscheidung für Frauen eine Hürde für die
Aufnahme weiblicher Leo’s weggefallen ist. Besser vorbereitete und
eingestellte Mitgliedschafts‐ kandidaten sind für Lions nicht vorstellbar.
Der Distrikt Rheinland mit seinen zahlreichen Ballungsräumen und
hohen Bevölkerungsdichte wuchs stetig sowohl in der Gesamtzahl seiner
Club-Mitglieder als auch in der Anzahl seiner Clubs. Der Distrikt
hatte 2012 mit 4900 Mitgliedern und 146 Clubs eine Größe erreicht, die
ihn an unter die weltweit 5 größten Distrikte positionierten.
Zahlreiche Neugründungen ließen die Zonengrößen anwachsen, so dass
eine Restrukturierung der Zonen in den Jahren 2010-2011 notwendig
wurde. Diese war Grundlage der im Jahre 2012 durchgeführten Teilung in
einen Distrikt Rheinland Nord und Rheinland Süd. Die se Distrikt
führen die Traditionen des Rheinlands erfolgreich weiter.